Monatliches Archiv: September 2019

Hamburger Filmgespräch stellt vor: Peeping Tom (OF)

Peeping Tom (OF)
UK 1959 | 101 min. | Regie: Michael Powell | mit Karlheinz Böhm, Anna Massey, Moira Shearer u.a.
Sonntag, 22.09.2019, 21:15
Metropolis, Kleine Theaterstr. 10 / 20354 Hamburg

Ein Kameramann ermordet Frauen mit einem manipulierten Kamerastativ und filmt ihren Tod. Zu seiner Entstehungszeit löste dieser außergewöhnliche Thriller einen Skandal aus, der die Karrieren des Regisseurs Michael Powell sowie des Hauptdarstellers Karlheinz Böhm schlagartig beendete. Rückblickend gesehen ist Peeping Tom ein erstaunlich moderner Film über den Zusammenhang von Schaulust, Todessehnsucht und sexueller Neurose; ein Film, der den Zuschauer in ein verwirrendes Spiegelkabinett zieht, in dem es um das Wahrnehmen und vor allem um das Wahrnehmen des Wahrnehmenden geht. Und in diese Konstellation mit einbezogen ist der Zuschauer. Vielleicht war es die offene Darstellung einer panoptischen Welt, welche die Kritik und das damalige Publikum so verschreckte und über die Michel Foucault später schreiben sollte, dass sie „Kontrolle über die kleinsten Parzellen des Lebens und des Körpers“ ausübt.

Der Autor Stefan Preis führt in den Film ein.

Hamburger Filmgespräch in der Reihe Original : Remake: Nosferatu

Nosferatu, eine Symphonie des Grauens
Deutschland 1922 | 94 min. | Regie: Friedrich Wilhelm Murnau | mit Max Schreck, Greta Schröder, Gustav von Wangenheim u.a.
Freitag, 13.09.2019, 19:00
Metropolis, Kleine Theaterstr. 10 / 20354 Hamburg

Nosferatu: Phantom der Nacht
Deutschland 1978 | 107 min. | Regie: Werner Herzog | mit Klaus Kinski, Isabelle Adjani, Bruno Ganz u.a.
Freitag, 13.09.2019, 21:15
Metropolis, Kleine Theaterstr. 10 / 20354 Hamburg

Der Nosferatu bricht ein in die Biedermeierwelt, sein Schatten eilt ihm voraus. Der aufstrebende Geschäftsmann zurrt mit seligem Einfaltslächeln Kragen und Halstuch fest. „Spukhafte Träume nähren sich von Deinem Blut.“ Die Ehefrau, in Trauer gekleidet, erwartet ihren Geliebten am Meeresstrand: welchen von beiden?

F.W. Murnau ließ am Set ein Metronom den Takt vorgeben, drehte in Low-key-Fotografie und revolutionierte die Montage. Wir präsentieren den Ur-Horrorfilm in der restaurierten Kinofassung mit der Originalmusik nach Hans Erdmann.

Moderiert wird die Veranstaltung vom Filmemacher Franz Indra und dem Autor Stefan Preis. Im Anschluss an Nosferatu, eine Symphonie des Grauens diskutieren wir auch im Hinblick auf die Buchvorlage von Bram Stoker (1897), der seine Titelfigur entsprechend der damaligen kriminologischen Forschung beschrieb.

„Zeit ist ein Abgrund, viele tausend Nächte tief!“ Auch wenn Werner Herzog den Ort der Handlung von London nach Wismar verlegt, bleibt sein Nosferatu: Phantom der Nacht stark dem viktorianischen Motiven der Romanvorlage verhaftet: Nach Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde (Robert Louis Stevenson) und Das Bildnis des Dorian Gray (Oscar Wilde) schuf Bram Stoker mit Dracula einen weiteren zeitlosen Klassiker der viktorianischen Ära, der Thesen der Kriminologie über den Zusammenbruch der Gesellschaft mit philosophischen Grundfragen über den Fluch der bzw. den Wunsch nach Unsterblichkeit und die Angst vor dem bzw. die Sehnsucht nach dem Tod verbindet. Klaus Kinski verkörpert den vielleicht traurigsten und liebesbedürftigsten Dracula der Filmgeschichte.