Filmschoolfest

Filmhochschulfest - Logo
Seit 1981 ist das Internationale Festival der Filmhochschulen München ein wichtiger Treffpunkt der Regie-Stars von morgen. Sein Gründer Wolfgang Längsfeld, Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film München, leitete es bis 2002. Seit 2011 ist Diana Iljine Leiterin des Festivals, das seit 2014 international unter Filmschoolfest Munich firmiert. Es gehört zu den bedeutendsten Nachwuchsfestivals der Welt.

Jährlich reichen Filmhochschulen aus der ganzen Welt aktuelle Produktionen ihrer Studierenden ein, die von einer Expertenjury gesichtet werden. Die rund 50 ausgewählten kurzen Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilme laufen im Wettbewerb und konkurrieren um hochdotierte Preise. Die Kurzfilme werden in moderierten Programmblöcken gezeigt, die jungen Filmemacher stellen ihre Filme persönlich vor.

Die internationale Jury der Interfilm-Akademie vergab von 2005 bis 2020 den Prix Interculturel, im Jahre 2016 wurde erstmals der Female Filmmakers Award verliehen. Seit 2021 vergibt die Interfilm Academy Munich e.V. den Prix Interculturel.

Der Prix Interculturel 2023 geht posthum an „The Boy“

Die Interfilm-Akademie vergab im Rahmen des Filmschoolfest Munich, das vom 12. bis zum 18. November 2023 stattfand, zum 19. Mal den Prix Interculturel. Der Prix Interculturel 2023 geht an den Film The Boy von Yahav Winner von der Minshar school for art, Israel 2022.

Begründung der Jury (auf englisch):
Avinoam and Barak, father and son on a kibbutz near the Gaza Strip, farm their fields without saving a lot.
Barak’s gaze keeps wandering to the other side of the gigantic barbed-wire fence.
This film depicts a (generational) conflict in images that are empathically calm, but beneath the surface the emotions are seething and the situation threatens to escalate.
On October 7th Yahav Winner was murdered by the terror organisation Hamas in the Kfar kibbutz. The Interfilm Academy Munich will start The Boy in open intercultural discussions in memoriam of the murdered director and of the meanwhile thousands of murdered Israeli and Palestinian people in the brand new Middle East conflict.

Der Prix Interculturel fördert den interkulturellen Dialog zwischen jungen Filmschaffenden, insbesondere den von Toleranz geprägten Erfahrungsaustausch zwischen den Weltreligionen. In diesem Sinne wird von der Jury ein Film aus dem Wettbewerbsprogramm ausgezeichnet, der diesen Gedanken in ethisch wie filmästhetisch überzeugender Weise umsetzt.

Der Prix Interculturel ist mit 2.000 € dotiert. Außerdem erhält der Preisträger eine vom Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Der diesjährigen Interfilm-Jury gehörten an:

Pfr. Eckart Bruchner (Vorsitz, Deutschland)
Natalia Putintseva (Russland)
Christine Weissbarth (Österreich)
Consulting Member: Galina Antoschewskaja (Russland)

Der Prix Interculturel 2022 geht an „Love Death and Everything in Between“

Die Interfilm-Akademie vergab im Rahmen des Filmschoolfest Munich, das vom 13. bis zum 19. November 2022 stattfand, zum 18. Mal den Prix Interculturel. Der Prix Interculturel 2022 geht an den Film Love Death and Everything in Between von Soham Kundu vom London College of Communication, Vereinigtes Königreich 2022.

Begründung der Jury:
Die Eltern Mira und Pradeep kommen nach London, die Habseligkeiten ihres verstorbenen Sohnes abzuholen. Während der Vater sich um die rechtlichen Belange kümmert, freundet sich die Mutter mit der Freundin ihres Sohnes an. Einfühlsam – auch rückblickend – beobachtet der Spielfilm die drei betroffenen Leidtragenden verschiedener kulturellen Herkunft, Rollen und Geschlechter.
In ihrer tiefen Sehnsucht erkennen alle drei Personen, dass der Verlust nicht zu überwinden ist. Sie können nur gemeinsam lernen, mit ihm zu leben und den Schmerz zu verarbeiten.

Eine Lobende Erwähnung geht an I Was Attacked von Sara Massieu vom London College of Communication, Vereinigtes Königreich 2022.

Begründung der Jury:
Die Animation (4 Minuten !) visualisiert in Kürze die Erfahrungsberichte zahlreicher von sexueller Gewalt betroffener Frauen aus der ganzen Welt: konkrete Situationen, vor allem Ängste, Traumata, Gefühle von Macht- und Hilflosigkeit, die nicht mit der Tat enden, sondern durch ungestrafte Täter und untätige Behörden weiterhin weltweit existieren.

Der Prix Interculturel fördert den interkulturellen Dialog zwischen jungen Filmschaffenden, insbesondere den von Toleranz geprägten Erfahrungsaustausch zwischen den Weltreligionen. In diesem Sinne wird von der Jury ein Film aus dem Wettbewerbsprogramm ausgezeichnet, der diesen Gedanken in ethisch wie filmästhetisch überzeugender Weise umsetzt.

Der Prix Interculturel ist mit 2.000 € dotiert. Außerdem erhält der Preisträger eine vom Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Der diesjährigen Interfilm-Jury gehörten an:

Pfr. Eckart Bruchner (Vorsitz, Deutschland)
Galina Antoschewskaja (Russland)
Bhagu T. Chellaney (Indien)
Christine Weissbarth (Österreich)

Der Prix Interculturel 2021 geht an „Topless“

Der Prix Interculturel 2021 geht an den Film Topless von Hannah Jandl von der HFF München, Deutschland 2021.

Begründung der Jury:
Der Filmtitel klingt vieldeutig. Umso mehr fasziniert dieser Dokumentarfilm, indem er inhaltlich wie formal ein Thema fokussiert: Schuhe und die Aussagen der Menschen, die sie tragen.
Gemäß dem Sinnspruch „Kleider machen Leute“ werden Schuhe von Passanten in München gefilmt, die, über deren Schuhe befragt, von sich selbst und ihrer eigenen Lebenssicht erzählen. Eine behutsame, sokratische Frageweise, stets auf die Schuhe konzentriert, und eine teilweise ikonographische Kamera befördern den interkulturellen Dialog beim Interview mit Passanten auf der Straße, im Rundgespräch der Schuhträger, sogar beim Tanzen, während man immer nur Schuhe sieht. Dabei kommen stets die unterschiedlichsten Lebenseinstellungen, Lebenssichten der Passanten verschiedener Herkunft, Migranten inklusive, zum Ausdruck und regen geschickt das Filmpublikum zur eigenen Reflexion an.
Lange hat sich die internationale Jury mit Topless beschäftigt. Am Ende aller gesichteten Filme war sie einstimmig weiterhin von der Ethik wie Ästhetik des Films Topless begeistert.
„Wir kommen barfuß auf die Welt und verlassen diese barfuß in die Ewigkeit. Dazwischen ringt jeder Mensch um Selbstfindung und Selbstausdruck in der jeweiligen Gesellschaft und hinterlässt gerade mit seinen Schuhen einen Fußabdruck. Schuhe sprechen Bände, wenn man welche besitzt!“, so das Resümee der Interfilm-Jury.

Topless wird auch im Beitrag 40 Jahre Filmschoolfest von kinokino vorgestellt.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Award Ceremony am 20. November in der Freiheitshalle statt. Der Prix Interculturel ist mit 2.000 € dotiert. Außerdem erhält die Preisträgerin, die auf der Bühne von ihrer Tonfrau Eva Gemmer vertreten wurde, eine vom Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

v.l.n.r.: Franz Ufer (Producer), Hannah Jandl (Regie), Konradin Schuchter (Kamera), Eckart Bruchner und Eva Gemmer (Ton)

Prix Interculturel beim Internationalen Festival der Filmhochschulen München 2021

Die Interfilm-Akademie vergibt im Rahmen des Internationalen Festivals der Filmhochschulen München, das vom 14. bis zum 20. November 2021 sein 40-jähriges Jubiläum feiert, zum 17. Mal den Prix Interculturel.

Der Prix Interculturel fördert den interkulturellen Dialog zwischen jungen Filmschaffenden, insbesondere den von Toleranz geprägten Erfahrungsaustausch zwischen den Weltreligionen. In diesem Sinne wird von der Jury ein Film aus dem Wettbewerbsprogramm ausgezeichnet, der diesen Gedanken in ethisch wie filmästhetisch überzeugender Weise umsetzt.

Der Prix Interculturel ist mit 2.000 € dotiert. Der Preisträger bzw. die Preisträgerin erhält außerdem eine von dem Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Die Preisverleihung findet am Samstag, den 20. November 2021, im Rahmen des Cinema Award vor geladenen Gästen statt.

Der diesjährigen Interfilm-Jury gehören an:

© Foto: Benjamin Boldt

Deutschland (Vorsitz):

Eckart Bruchner, geb. in Amberg. Studium: Theologie, Philosophie, Archäologie und Kunstgeschichte in Erlangen, Rom, Heidelberg und München an der HFF (Abschlussfilm Sacra Romana Rota). Beruf: Pfarrer, Dozent und Pädagoge, Prof. an der FVG Antwerpen, Stifter der Preise One-Future-Preis und Prix Interculturel.

Russland:

Galina Antoschewskaja, geb. in Leningrad / St. Petersburg. Studium: Journalistik an der Lomonossow-Universität Moskau. Beruf: Filmjournalistin, Dramaturgin, Filmhistorikerin.

Indien :

Bhagu T. Chellaney, geb. in Kotri. Studium: Architektur, Fine Arts and Design, Kunstgeschichte in Indien. Langjährige Berufsausübung als Architekt, Stadtplaner, Designer VFA, Filmgutachter.

Der Prix Interculturel 2020 geht an „For Eunice“

Der Prix Interculturel 2020 geht an den Film Voor Eunice (For Eunice) von Jaan Stevens von der RITCS School of Arts, Belgien 2019.

Begründung der Jury:
Für Eunice. Das klingt wie ein Geschenk. Ein Geschenk an dieses starke und anrührende Mädchen namens Eunice, das wir in diesem schönen und aufrichtigen Dokumentarfilm beobachten und dabei entdecken, wie das Leben für eine schwarze, übergewichtige Frau in einem fremden Land bereits ist und sein wird.
Wir erleben die Grausamkeit zwischen Kindern, angetrieben von bereits bestehenden Vorurteilen. Wir lachen und leiden mit Eunice, dank der feinfühligen und vertrauenerweckenden Regie von Jaan Stevens. Ohne es direkt auszusprechen verbündet uns dieser Kurzfilm, fragt unsere Gesellschaft, warum wir die nächste Generation unter etwas leiden lassen, von dem wir wissen, dass es gestoppt werden sollte.

For Eunice erhielt ebenfalls den ARRI-Award als bester Dokumentarfilm.

Eine Lobende Erwähnung geht an Drifting (Piao Liu) von Hanxiong Bo von der University of California, USA 2019.

Begründung der Jury:
Während Chinas Ein-Kind-Politik wird Yan von seinen Eltern als Mädchen aufgezogen, um ihn nach außen hin als seine ältere Schwester ausgeben zu können. Als junger Erwachsener muß er gegen die konservativen Vorstellungen seiner Familie um seine Identität kämpfen. Zurückhaltende Inszenierung, feines Schauspiel und Dialoge sowie eine ausgezeichnete Kameraarbeit führen die Auswirkungen der altbekannten Maßnahme auf die Menschen in universeller Art und Weise vor Augen.

Drifting erhielt ebenfalls den ARTE-Kurzfilmpreis.

Der Prix Interculturel ist in diesem Jahr mit 2.000 € dotiert, der Preisträger Jaan Stevens erhält außerdem eine von dem Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Die Interfilm-Akademie hat im Rahmen des 39 1/2. Internationalen Festivals der Filmhochschulen München am 23. November 2020 zum 16. Mal eine Auszeichnung vergeben. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Award Ceremony online statt.

Verleihung des Prix Interculturel 2020

Der Jury gehörten in diesem Jahr an:

© Foto: Benjamin Boldt

Pfr. Eckart Bruchner (Vorsitz), geb. in Amberg, Deutschland.
Erststudium: Theologie, Philosophie, Archäologie, Kunstgeschichte und Musik in Erlangen/Nürnberg, Rom, Heidelberg und München.
Zweitstudium: Film an der HFF München (Abschlussfilm Sacra Romana Rota).
Pfarrer, Studiendirektor und Pädagoge, Prof. an der FVG Antwerpen, Direktor der Interfilm-Akademie, Stifter der Preise One-Future-Preis und Prix Interculturel.

Alice Gadbled was born in Strasbourg, France.
She obtained her Bachelor’s degree in motion picture arts in 2014 at the University of Strasbourg. She then went to Belgium, where she graduated with her 2nd Bachelor’s degree and a Master degree in Fiction Film in 2019 at the Institut des Arts de Diffusion, Department of Filmmaking.
Alice Gadbled likes to address complex subjects and emotions in her projects: mourning, vulnerability, family ties, hardship, love, etc. Even though these themes are far from joyful, she seeks to reveal the light shining through the complex situations. Her film Rock Out won last year’s Prix Interculturel.

© Foto: C. Höhne

Franz Indra ist freiberuflicher Filmemacher, hat an der Hochschule für bildende Künste Hamburg studiert und bei Wim Wenders sein Diplom gemacht. Er ist Mitglied bei Interfilm und arbeitet seit vielen Jahren als Studienleiter für die Interfilm-Akademie München.





Stefan Preis als consulting member: Der frühere Münchener Finanzwirt ist nach Hamburg gekommen, um Mediensoziologie und Kriminologie zu studieren. Er ist seit Jahren Studienleiter bei der Interfilm-Akademie München, ist publizistisch tätig und veranstaltet Filmseminare.

Der Prix Interculturel 2019 geht an „La Dernière Séance“

Der Prix Interculturel 2019 geht an den Film La Dernière Séance (Rock Out) von Alice Gadbled vom Institut des Arts de Diffusion, Belgien 2019.

Begründung der Jury:
„Das macht man nicht“ – beim Thema „Trauer und Tod“ gibt es viele Tabus und Unsicherheiten. Dieser Film macht Mut, den eigenen Gefühlen zu folgen, einen individuellen Weg mit der Trauer zu gehen und gleichzeitig Stärkung in der Gemeinschaft zu erfahren. Er bestärkt darin, ein großes, schweres Thema mit Humor und Leichtigkeit zu behandeln. Die Geschichte ist mit Vertrauen, Witz und Respekt vor der individuellen Persönlichkeit geführt. Unprätentiös und mit feinem Gespür für ausdrucksstarke Bilder gelingt es Alice Gadbled, Schauspieler*innen und Kamera – trotz der Präsenz des Todes – das Leben feiern zu lassen.

Eine Lobende Erwähnung geht an Armed Lullaby von Yana Ugrekhelidze von der Kunsthochschule für Medien Köln, Deutschland 2019.

Begründung der Jury:
Eine Animation Documentary über den abchasischen Bürgerkrieg, in dem die Flucht aus der Sicht von vier Kindern und vier verschiedenen Fluchtwegen gezeigt wird. Dieser Film berührt mit seinen ausdrucksstarken Bildern und dem Mut, unterschiedliche Techniken zu verweben. Die wortlose Sprache des Films ist still und aufwühlend, sie stellt der Grausamkeit des Krieges und dem Elend der Flucht eine sanfte Ästhetik gegenüber, verbindet religiöse Symbolik mit märchenhaften Imaginés und einer berührenden Musik.

Der Prix Interculturel ist in diesem Jahr mit 1.500 € dotiert, die Preisträgerin Alice Gadbled erhält außerdem eine von dem Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Die Interfilm-Akademie hat im Rahmen des 39. Internationalen Festivals der Filmhochschulen München am 23. November 2019 zum 15. Mal eine Auszeichnung vergeben. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Award Ceremony vor geladenen Gästen statt.

Der Jury unter Vorsitz von Dr. Peter Marinković (Interfilm-Akademie) gehörten in diesem Jahr die Schauspielerin Cornelia Corba und die Kulturwissenschaftlerin Gundi Doppelhammer (Interfilm).

Prix Interculturel beim Internationalen Festival der Filmhochschulen München 2019

Die Interfilm-Akademie vergibt im Rahmen des 39. Internationalen Festivals der Filmhochschulen München (17. bis 23. November 2019) zum 15. Mal den Prix Interculturel.

Der Prix Interculturel fördert den interkulturellen Dialog zwischen jungen Filmschaffenden, insbesondere den von Toleranz geprägten Erfahrungsaustausch zwischen den Weltreligionen. In diesem Sinne wird von der Jury ein Film aus dem Wettbewerbsprogramm ausgezeichnet, der diesen Gedanken in ethisch wie filmästhetisch überzeugender Weise umsetzt.

Der Prix Interculturel ist mit 1.500 € dotiert. Der Preisträger bzw. die Preisträgerin erhält außerdem eine von dem Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Die Preisverleihung findet am Samstag, den 23. November 2019, im Rahmen der Award Ceremony des 39. Filmschoolfests vor geladenen Gästen statt.

Der Jury unter Vorsitz des Direktors der Interfilm-Akademie Dr. Peter Marinković gehören in diesem Jahr an:

Cornelia Corba, deutsche Schauspielerin mit abgeschlossenem Bühnendiplom. Sie erhielt ein Stipendium von Prof. August Everding und steht seit ihrem 16. Lebensjahr in Spielfilmen und Serien vor der Kamera. Auf der Bühne spielte sie von der Klassik über Boulevard bis zur Moderne. Sie wurde mit Preisen ausgezeichnet und erstellt eigene Produktionen.

Gundi Doppelhammer, Kulturwissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Film und Literatur. Sie arbeitet freiberuflich und schreibt Filmbesprechungen, moderiert Film- und Künstlergespräche und gestaltet Workshops rund um das Thema Film. Für die Evangelische Landeskirche Hannovers engagiert sie sich im Arbeitskreis Kirche und Film, sie arbeitet für das Projekt Kirchen und Kino und ist Mitglied von Interfilm.

Die Jury mit Festivalleiterin Diana Iljine (2.v.r.) beim Opening am 17. November
(Credit: Filmschoolfest Munich / Ronny Heine)

Der Prix Interculturel 2018 geht an „Siren“

Der Prix Interculturel 2018 geht an den Film Siren von Zara Dwinger von der NFA Netherlands Film Academy, Niederlande 2017.

Begründung der Jury:
Siren portraitiert subtil die Identitätssuche eines jungen Menschen und lässt dabei seinen Figuren viel Freiraum. Der Film besticht durch seine atmosphärische Dichte und die vielschichtigen Charaktere, die durch emotional einnehmende Schauspieler verkörpert werden. Die Regisseurin behandelt ein gesellschaftlich wichtiges Thema, sie ergreift Partei für diejenigen, die auf der Suche nach ihrer Geschlechtszugehörigkeit sind und erzählt von der Akzeptanz sich selbst und anderen gegenüber.

Der Prix Interculturel ist in diesem Jahr mit 1.500 € dotiert, die Preisträgerin Zara Dwinger erhält außerdem eine von dem Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Die Interfilm-Akademie hat im Rahmen des 38. Internationalen Festivals der Filmhochschulen München am 24. November 2018 zum 14. Mal eine Auszeichnung vergeben. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Award Ceremony vor geladenen Gästen statt.

Zu der international besetzten Jury unter Vorsitz von Dr. Peter Marinković (Deutschland) gehörten in diesem Jahr die Musikerin Radmila Besic (Kroatien), die Filmemacherin Susan Gordanshekan (Iran) und der Szenenbildner Johannes Sternagel (Deutschland).

Prix Interculturel beim Internationalen Festival der Filmhochschulen München 2018

Die Interfilm-Akademie vergibt im Rahmen des 38. Internationalen Festivals der Filmhochschulen München (18. bis 24. November 2018) den Prix Interculturel.

Der Prix Interculturel fördert den interkulturellen Dialog zwischen jungen Filmschaffenden, insbesondere den von Toleranz geprägten Erfahrungsaustausch zwischen den Weltreligionen. In diesem Sinne wird von der Internationalen Jury ein Film aus dem Wettbewerbsprogramm ausgezeichnet, der diesen Gedanken in ethisch wie filmästhetisch überzeugender Weise umsetzt. Der Prix Interculturel ist mit 1.500 € dotiert. Der Preisträger bzw. die Preisträgerin erhält außerdem eine von dem Künstler Bernd Sauter gestaltete Trophäe.

Die Preisverleihung findet am Samstag, den 24. November 2018, im Rahmen der Award Ceremony vor geladenen Gästen statt.

Der internationalen Jury unter Vorsitz des Direktors der Interfilm-Akademie Dr. Peter Marinković gehören in diesem Jahr an:

Radmila Besic, 1980 in Kroatien geboren, erhielt ab dem Alter von 7 Jahren Gitarren­unterricht, den sie 1999 als Preis­trägerin mehrerer Wett­bewerbe und mit Musik­abitur abschloss. Bis 2005 verfeinerte sie ihr Können an der Hochschule für Musik und Theater München bei Matthias Kläger und in zahlreichen Meisterkursen. Radmila Besic ist derzeit solistisch und kammer­musi­ka­lisch im In- und Ausland tätig. Auch in ihrer Wahlheimat München ist sie regelmäßig im Kulturleben präsent, etwa mit ihrer Kammermusikreihe „Radmilas Wohnzimmerkonzert“, in die sie immer wieder neue Kammermusikpartner einlädt und die Vielfalt ihres Instruments zeigt.

Zur Zeit präsentiert sie sich außerdem in charakterlich sehr unterschiedlichen Kammermusikbesetzungen: mit Bratsche, Fagott, Schlagzeug, Klarinette, Panflöte und Akkordeon. Zudem arbeitet Sie mit Tänzern, Schauspielern und Schriftstellern an etwas ungewöhnlicheren Konzertformaten. Bei verschiedenen Bildenden Künstlern finden sich Kunstwerke, die durch ihre Auftritte inspiriert wurden.

Susan Gordanshekan ist deutsch-iranische Filmemacherin. Sie studierte Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film München. Ihr Kinodebüt Die defekte Katze kam Anfang Oktober 2018 deutschlandweit ins Kino. Am 4. November erhielt sie für diesen Film den Deutschen Regiepreis „Metropolis“ des Bundesverbandes Regie in der Kategorie „Beste Regie Nachwuchs“.

„Ich bin gespannt darauf zu sehen, welchen Ideen und Themen sich der aktuelle Filmnachwuchs widmet und wie sich eventuelle neue Stile und Strömungen abzeichnen, die den Zeitgeist widerspiegeln.“

Johannes Sternagel kam nach dem Diplom als Innenarchitekt über das Studium der Film- und Fernsehszenografie zum Film. Seither arbeitet er als Szenenbildner bei Kinoproduktionen sowie Fernsehfilmen oder Fernsehserien, darunter Amelie rennt, Dreiviertelmond, die Trilogie Beste Zeit / Beste Gegend / Beste Chance, Maria, ihm schmeckt’s nicht und Winterreise. Trautmann von Marcus H. Rosenmüller kommt nächstes Jahr in Kino.

„Für die jeweilige Geschichte eine eigene ’stimmige Realität‘ zu erstellen, ist für mich die schöne Herausforderung an der Teamarbeit Film. Ich freue mich auf viele spannende, unterhaltsame, gefühlvolle, nachdenkliche, verstörende, inspirierende Welten und Geschichten beim Filmschoolfest.“

Watch me if you can

Schau auf mich – das 37. Internationale Festival der Filmhochschulen München

Sehenswertes Kino im dunklen Novembertagen; Jungregisseure, die sich eine Karriere in Hollywood erhoffen; bester Branchentreff und kollegialer Austausch; ausgelassene Partystimmung; humorvolle und unermüdliche Moderatoren; liebevolle Gästebetreuung; viel Bier und gutes Essen. Alles das wird traditionell mit dem Internationalen Festival der Filmhochschulen verbunden.
„Die Woche war sehr interessant“, sagt Filmpfarrer Eckart Bruchner. „Es war eine gute Stimmung. Das Hochschulfestival ist zwar nicht so groß wie das Filmfest München, aber für die Zukunft eigentlich wichtiger. Große Regisseure haben hier ihre ersten Preise bekommen.“
Vielleicht ist das Münchner Hochschulfestival, das diesmal unter dem Motto Watch me if you can steht, beim Filmnachwuchs auch deshalb so beliebt, weil so viele Preise locken. In diesem Jahr wurden insgesamt Preisgelder in Höhe von kapp 70.000 Euro vergeben, dank langjähriger treuer Stifter, wie beispielsweise dem VFF. Die Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten vergab ihren Young Talent Award (7.500 Euro) in diesem Jahr an die 29jährige Filmemacherin Sinje Köhler von der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Ihr Beitrag Freibadsinfonie, ist ein kurzweiliger Episodenfilm in Schwarz-Weiß, der an einem Sommertag im Freibad dem Leben einer in einer Eiskugel versinkenden Wespe ebenso intensiv nachspürt, wie einer älteren Schauspielerin, die sich hinter großer Sonnenbrille und Bademantel so lange versteckt, bis ihr Schwimmlehrer kommt.
Die Nagelschneider-Stiftung, mit dem Climate Clip Award ebenfalls ein Veteran des Festivals, prämierte dieses Jahr Real News von Fabian Carl, A World Unseen von Kim Kreiser und Office Fish von Benjamin Vornehm mit 5.000, 3.000 bzw. 1.000 Euro.

Reformationspreis 2017

Es gab 2017 aber auch ganz neue Sponsoren, wie die Evangelisch-Lutherische Kirche, die besonders spendabel war und für die talentierten Filmemacher von morgen Preisgelder in Höhe von 15.500 Euro und eine Trophäe gestiftet hat: „Es ist das erste Mal, dass ich in dieser Form mit dem Filmschoolfest kooperiere“, sagt die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Die ständige Vertreterin des Landesbischofs will mit dem von ihr anlässlich des aktuellen Reformationsjubiläums einmalig ausgelobten Reformationspreises junge Filmschaffende für ein Thema sensibilisieren, das ihr quasi berufsmäßig auf den Nägeln brennt.

V.l.n.r.: Fatih Tura („The Origin of Trouble“), Joren Molter („Greetings from Kropsdam“), Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, Julia Lindström („Mamma“), Festivalleiterin Diana Iljine, Jurymitglied Xaver Schwarzenberger

„Im 16. Jahrhundert sorgten besonders Flugschriften, Briefe und Bücher für die Verbreitung des Gedankenguts von Martin Luther. Heute sind es die modernen Medien, die unsere Diskurskultur beeinflussen“, betont Susanne Breit-Keßler. „Filme setzen ins Bild, womit Menschen sich befassen, was sie umtreibt. Sie machen anschaulich, worum es im Miteinander geht. Das kann unsere Botschaft, unser Evangelium unterstreichen, zur Diskussion stellen oder auch einmal konterkarieren. Der Diskurs ist für den eigenen Glauben fruchtbar“, sagt sie.
Bei der Entscheidungsfindung standen ihr neben dem international renommierten Regisseur und Kameramann Xaver Schwarzenberger auch der selbst kabarettistisch und schauspielerisch tätige Alt-Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München Christian Ude als Jurymitglieder zu Seite standen.
Seine Woche mit 44 Kurzfilmen aus 17 Ländern hat der Cineast Ude auf den Punkt gebracht: „Es war ein Eintauchen in eine andere Welt. Kino ist anders als Fernsehkonsum in der eigenen gewohnten Umgebung. Man lässt sich stärker darauf ein. Ich fand die Vielzahl der Handschriften erstaunlich; sie waren vollkommen unterschiedlich. Es gab überhaupt nichts, was nur entfernt an die jungen Protestfilme der 1970er Jahre erinnert hätte. Es war sehr viel privater, sehr viel intensiver, weniger bewertend, weniger protestierend, sehr stark orientiert am Familiären, an Beziehungen zwischen Einzelpersonen, aber trotzdem hat man Zeitprobleme durchschimmern sehen.“

Mit ihrer Dokumentation The Origin of Trouble machte Tessa Louise Pope von der niederländischen Filmakademie in Amsterdam dem Motto des Festivals alle Ehre. In einem sehr persönlichen Interview mit ihrem leiblichen Vater erfährt der Zuschauer, warum die Regisseurin ohne ihn aufgewachsen ist. Sie war die Gewinnerin des zweiten Preises (3.000 Euro) zum Thema Reformation.
Von derselben Filmschule eingereicht wurde auch Greetings from Kropsdam von Joren Molter, dem Hauptgewinner des Reformationspreises (7.500 Euro). Sein Film zeige einen Mann, so Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, der sorglos sein Leben lebt, freundlich gegenüber jedermann, interessiert an allem, was passiert. In den Augen seiner Mitmenschen macht er einen Fehler – sie strafen ihn gnadenlos dafür ab. Die Jury, lobt einen „unglaublich ehrlichen Film, der totalitäre Mechanismen von Sozial- und Geisteskontrolle aufdeckt und Mut macht, sich in Gottes Namen gegen Borniertheit und Enge durchzusetzen – und notfalls dann eigene Wege zu gehen, die in Weite und Freiheit führen.“

Mit dem Reformationspreis soll die Bedeutung der Reformation auch für das aktuelle Medienzeitalter unterstrichen werden. Auch Bildung sei ein wichtiges Thema der Reformation, weshalb sich der Preis auch an den Filmnachwuchs richtet.
Das Preisgeld sei deshalb so hoch, erklärt Breit-Keßler, damit sich die jungen Filmstudierenden auch finanziell für Ihre Auseinandersetzung mit Kernthemen der Reformation und Neuzeit, wie Freiheit, Mut und Zivilcourage, gewürdigt wissen. Da ist die Hoffnung groß, dass auch künftig das Thema Film eine Rolle in ihrem Kirchenkreis spielen wird, der sich von Freising bis Berchtesgaden erstreckt.

Eine fromme Liaison?

Ihr Verhältnis zur Interfilm-Akademie, dem internationalen Forum, das seit über 35 Jahren den Dialog zwischen Film, Kultur und Religion fördert und seit einem Jahr Dekan Peter Marinković als Nachfolger von Pfarrer Eckart Bruchner leitet, sieht sie positiv: „Ich schätze Direktor Peter Marinković sehr – ‚mein‘ Dekan ist ein Mann mit großem, sensiblen Gespür für Kunst. Mit der Jury hatten wir während des Festivals einen wunderbaren kollegialen und freundschaftlichen Kontakt. Aber wir haben uns natürlich gegenseitig nichts verraten über unsere Favoriten!“, so die Regionalbischöfin.

Dennoch haben beide Jurys unabhängig voneinander denselben Film prämiert: Mamma von der norwegischen Filmemacherin Julia Lindström, die an diesem Abend mit Siegertrophäe des Bildhauers Bernd Sauter und Preisgeld des Prix Interculturel für Verdienste um den interkulturellen Dialog (1.500 Euro) sowie mit dem dritten Preis (3.000 Euro) zum Thema Reformation beglückt wurde.
Lindströms 25-minütiger Spielfilm Mamma ist, so der Laudator Peter Marinković von der Interfilm-Akademie, „die kraftvolle Geschichte von drei Frauen auf der Suche nach dem so genannten normalen Leben. Eine Großmutter, eine Mutter und ihre Tochter. Alle noch jung und zerrissen zwischen Freiheitsdrang, Hingabe und Verantwortung.“ Mit „schönem Realismus, unprätentiösen Details und begrenzten Dialogen“ zeige der Film, dass – unabhängig von Kultur und Gesellschaft – „die Verhaltensmuster einer Generation auf die nächste vererbt werden können.“

V.l.n.r.: Bildhauer Bernd Sauter, Filmpfarrer Eckart Bruchner, Preisträgerin Julia Lindström und Jury-Präsident Dr. Peter Marinković. Credit: Ronny Heine

Aber es geht nicht immer nur um Preise oder Geld. Oder doch? Jedenfalls benötigte der Venezolaner Leandro Lioh Navarro für seinen großartigen Schauspielerfilm You Usually Leave Me nur 70 Dollar (das meiste davon soll für das Catering ausgegeben worden sein). Der Student der Nationalen Filmschule Venezuelas in Caracas verdichtet in seinem 22-minütigen Film das Ausklingen einer Liebesbeziehung zu einem poetischen Stimmungsbild seiner Heimat, deren Bewohner ihr Land verlassen wollen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in der Fremde. Im Wettbewerb um die begehrten Preise ging sein Beitrag allerdings leer aus.

Angelika Irgens-Defregger