Interfilm Academy News

27.06. Gautinger Filgespräch: The Zone of Interest

USA / Vereinigtes Königreich / Polen 2023 | 105 min. | Regie: Jonathan Glazer | mit Sandra Hüller, Christian Friedel, Ralph Herforth u.a.
Donnerstag, 27.06.2024 19:30
Kino Breitwand Gauting, Bahnhofsplatz 2 / 82131 Gauting

Die Banalität des Schönen. Eine Familie lebt in einer Idylle. Es sind Lagerleiter Rudolf Höss, Ehefrau Hedwig und ihre fünf Kinder. Gleich an der KZ-Mauer beginnt ihr riesiger Garten mit Gewächshaus und Planschbecken. Als „Paradies“ soll die von Hüller gespielte Herrin über ein Heer von zu Haus- und Gartendiensten verpflichteten Häftlingen ihr Anwesen im wirklichen Leben bezeichnet haben. Als Höss nach Oranienburg versetzt werden soll, droht das mühsam aufgebaute Familienidyll zu zerbrechen und er hält die Information vor seiner Ehefrau zurück. Als Hedwig davon erfährt, weigert sie sich, ihr „Traumhaus“ zu verlassen. (Quelle: Kino)

The Zone of Interest ist ein nahezu perfekter Film und erhielt 2024 die Oscars für den besten Internationalen Film und für die Tongestaltung.

Filmpfarrer Eckart Bruchner spricht zum Thema „Der Alltag neben dem Grauen“.

Filmkritik zu „Broker“

Beim Fluxkompensator ist Franz Indras Filmkritik zu Broker erschienen.

Zwei Männer entführen hin und wieder ausgesetzte Babys aus einer Babyklappe, um sie dann heimlich an Paare zu verkaufen, denen der offizielle Adoptionsweg verwehrt ist. Eine junge Mutter, die ihre Entscheidung am nächsten Tag (vielleicht) bereut, weihen sie kurzerhand ein. Sie schließt sich ihnen an, einen Käufer für ihr Kind zu finden. Da die Stimmung nicht einen Problemfilm, sondern eine Feel-Good-Komödie vermuten lässt, ahnt man kommende Entwicklungen, die der Film aber konsequent sabotiert.

Broker zeigt eine ähnliche Gesellschaft wie Südkoreas Oscar-Gewinner von 2020, Parasite: Wir erleben Menschen in prekären Verhältnissen, die ihre Ausgeschlossenheit vom sozialen Aufstieg als naturgegeben hinnehmen und gar nicht mehr auf die Idee kommen zu rebellieren oder überhaupt nur ihre Rechte einzufordern. Stattdessen spielen sie Teilhabe an der Gesellschaft, indem sie mit kriminellen Aktionen Arbeit in für sie unerreichbaren Berufen imitieren.

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03.07. Hamburger Filmgespräch präsentiert: Die Verfluchten (House of Usher)

USA 1960 | 79 min. | Regie: Roger Corman | mit Vincent Price, Mark Damon, Myrna Fahey u.a.
Mittwoch, 03.07.2024 21:15
Metropolis, Kleine Theaterstr. 10 / 20354 Hamburg

„Am Anfang drehte Roger Corman B-Horrorfilme. Doch dann entwickelte er sich zum vielleicht einflussreichsten Tycoon von Hollywood.“ (Die Welt) Der Produzent und Regisseur, der am 9. Mai im Alter von 98 Jahren verstarb, entdeckte Superstars wie Martin Scorsese und Jack Nicholson. Die Verfluchten (House of Usher) ist Cormans erste Edgar-Allan-Poe-Verfilmung. Poes klassische Novelle von 1839 beeinflusste erheblich die unheimlichen Erzählungen Lovecrafts. 2023 erschien eine Netflix-Serie.

Um seine Verlobte Madeline (Myrna Fahey) zu sehen, sucht Philip Winthrop (Mark Damon) das in einem einsamen Sumpfgebiet gelegene Familienanwesen der Ushers auf. Dort lebt sie mit ihrem Bruder Roderick (Vincent Price), der den Neuankömmling so schnell wie möglich wieder loswerden will. Doch Philip lässt sich auch unter dem Vorwand, dass seine Geliebte schwer erkrankt sei, nicht abweisen. Allerdings muss er bald erkennen, dass der Wahnsinn im Hause Usher längst die Oberhand gewonnen hat.

In der Einführung beschreibt Stefan Preis die Einflüsse von Edgar Allan Poe und Howard Phillips Lovecraft auf das Kino-Werk von Roger Corman. -> Tickets

Stefan Preis hat außerdem für den Lovecrafter einen Artikel zu Poltergeist II – Die andere Seite: Lovecrafts Mythen, Gigers Monster geschrieben.

Filmkritik zu „How to Blow Up a Pipeline“

Beim Fluxkompensator ist Franz Indras Filmkritik zu How to Blow Up a Pipeline erschienen.

Eine Gruppe Aktivisten findet sich in der texanischen Ödnis zusammen, um eine Ölpipeline zu sprengen. Ökoterrorismus! ruft da der besorgte Bürger, der seine freie Autofahrt durch Umweltschützer bedroht sieht. Und der Film? Entpuppt sich als große Mogelpackung.

Die angekündigten moralischen Diskussionen innerhalb der Gruppe beschränken sich weitgehend auf den Austausch von Phrasen. Das Gleiche gilt für die Rückblenden, die nur dazu dienen, dass die Charaktere dem Zuschauer ihre Beweggründe mitteilen. Der Indigene, die Vegetarierin – fertig sind die Figuren. Das intellektuelle Niveau des Films ist bestürzend. Keiner der Themenkomplexe – die Selbstzerstörung der menschlichen Zivilisation, die Rolle des Individuums in der Gesellschaft, darf man für eine gute Sache Unbeteiligten schaden? – wird auch nur angehend behandelt.

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Podcast zu „Spurlos verschwunden“ (1988) und „The Vanishing“ (1992)

In der neuesten Episode des Fluxkompensator-Podcasts sprechen Stefan Preis und Franz Indra über den holländischen Thriller Spurlos verschwunden (Spoorloos) von 1988 nach dem Roman „Das goldene Ei“ von Tim Krabbé und das US-Remake The Vanishing mit Jeff Bridges, Kiefer Sutherland und Nancy Travis, das 1992 derselbe Regisseur George Sluizer gedreht hat.

Nach dem unerklärlichen Verschwinden seiner Freundin macht es sich Rex Hofman zur Lebenaufgabe herauszufinden, was mit ihr passiert ist. Jahre später kontaktiert ihn ein Fremder und behauptet, der Entführer zu sein. Sluizer sagt, sein sehr elliptisch erzählter Film handle von der “Banalität des Großartigen, und dem Großartigen der Banalität”. Fast völlig auf düsteren, banalen Schauplätzen gefilmt zwingt Spoorloos den Zuschauer in die Psyche der Figuren.

Franz Indra führte in die Vorstellung beider Filme in der Reihe Original : Remake ein.

-> zum Podcast

14.06. Münchner Filmgespräch: Der geteilte Himmel

DDR 1964 | 114 min. | Regie: Konrad Wolf | mit Renate Blume, Eberhard Esche, Hans Hardt-Hardtloff u.a.
Freitag, 14.06.2024 18:00
Münchenstift – Haus an der Effnerstraße, Effnerstr. 76 / 81925 München

Die DEFA-Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Christa Wolf bietet einen politisch motivierten Einblick in den Alltag der DDR, ohne in Propagandaklischees zu verfallen. Es wird die Geschichte von der Studentin Rita und ihrem zehn Jahre älteren Freund Manfred erzählt. Die Beziehung steht unter Belastungen und entzweit das Paar. Als Manfred beschließt, in den Westen zu gehen, sieht Rita ihren Platz als Lehrerin im sozialistischen Deutschland. Der damals kritische Autorenfilm wurde in der DDR mehrfach verboten. (Quelle: Münchner Volkshochschule)

Einführung und Moderation: Filmpfarrer Eckart Bruchner, Interfilm Academy Munich e.V.

30.05. Gautinger Filmgespräch: Im letzten Sommer (L’été dernier)

Frankreich 2023 | 104 min. | Regie: Catherine Breillat | mit Léa Drucker, Samuel Kircher, Oliver Rabourdin, Clothilde Courau u.a.
Donnerstag, 30.05.2024 19:30
Kino Breitwand Gauting, Bahnhofsplatz 2 / 82131 Gauting

Anne ist eine brillante Anwältin, die sich um minderjährige Missbrauchsopfer und Jugendliche in Schwierigkeiten kümmert. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Pierre und den beiden adoptierten Töchtern führt sie ein harmonisches Familienleben in einer Villa am Rand von Paris. Doch als Théo, Pierres 17-jähriger Sohn aus einer früheren Ehe, bei ihnen einzieht, gerät das Idyll schnell ins Wanken. Denn Anne und der rebellische Teenager fühlen sich zueinander hingezogen – obwohl sie wissen, dass es nicht sein darf. Schon nach kurzer Zeit entspinnt sich eine leidenschaftliche Affäre, die nicht nur ihre Familie, sondern auch ihre Karriere fundamental gefährdet. (Quelle: Kino)

Einführung und Diskussion: Filmpfarrer Eckart Bruchner

15.05. Kinotreff Rottmann: Morgen ist auch noch ein Tag (C’è ancora domani)

Italien 2023 | 118 min. | Regie: Paola Cortellesi | mit Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Romana Maggiora Vergano, Emanuela Fanelli u.a.
Mittwoch, 15.05.2024 18:00
Neues Rottmann, Rottmannstr. 15 / 80333 München

Rom, Mitte der 1940er Jahre, befreit vom Faschismus, unterdrückt vom Patriarchat. Eine Zeit, deren Rückständigkeit nach Schwarz-Weiß-Bildern verlangt. Delia (Paola Cortellesi) ist die Frau von Ivano (Valerio Mastandrea) und Mutter dreier Kinder. Zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe unter der Herrschaft ihres gewalttätigen Mannes fügt und obendrein die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten als Krankenschwester, Wäscherin oder in einer Schirmmacherei aufbessert, um die Familie in ihrer Kellerwohnung irgendwie über Wasser zu halten. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der Delia den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und auf ein besseres Leben zu hoffen, nicht nur für sich selbst… (Quelle: Verleih)

Einführung und Diskussionsleitung: Filmpfarrer Eckart Bruchner, Interfilm Academy Munich e.V.

15.05. Hamburger Filmgespräch: The Blair Witch Project

USA 1999 | 81 min. | Regie: Daniel Myrick und Eduardo Sánchez | mit Heather Donahue, Michael C. Williams, Joshua Leonard u.a.
Mittwoch, 15.05.2024 19:45
Metropolis, Kleine Theaterstr. 10 / 20354 Hamburg

Die Studierenden Heather, Joshua und Michael arbeiten an einem Dokumentarfilmprojekt über einen unheimlichen Hexen-Mythos. Sie verschwinden unter mysteriösen Umständen in den Wäldern. Erst später wird Video-Material gefunden.

Die Handlung ist deutlich von H. P. Lovecrafts „The Dreams in the Witch House“ inspiriert. Der mit minimalem Aufwand gedrehte Film löste einen ungeahnten Hype aus und spielte weltweit fast 250 Mio. US-Dollar ein.

Anlässlich des 25jährigen Jubiläums von The Blair Witch Project setzen wir uns mit den historisch-soziologischen Hintergründen des Hexen-Phänomens auseinander und diskutieren dessen Bearbeitung im populären Film.

Wir zeigen den Film in Kooperation mit der Deutschen Lovecraft Gesellschaft.

Moderiert wird die Veranstaltung von Filmemacher Franz Indra und Autor Stefan Preis. -> Tickets

10.05. Münchner Filmgespräch: Mittagsstunde

Deutschland 2022 | 93 min. | Regie: Lars Jessen | mit Charly Hübner, Lennard Conrad, Peter Franke u.a.
Freitag, 10.05.2024 18:00
Münchenstift – Haus an der Effnerstraße, Effnerstr. 76 / 81925 München

Ingwer Feddersen kehrt in sein norddeutsches Heimatdorf zurück, um sich um seine Eltern zu kümmern. Seine Kindheitserinnerungen prallen dabei mit der Realität aufeinander. Nach der Romanvorlage von Dörte Hansen gedreht, erzählt der Film in verschieden zeitlichen Rückblenden und Erzählebenen nicht nur eine berührende Familiengeschichte, sondern er zeigt auch die Folgen des langsam verschwindenden Dorflebens. (Quelle: Münchner Volkshochschule)

Einführung und Moderation: Filmpfarrer Eckart Bruchner, Interfilm Academy Munich e.V.